Traum vom Fliegen

on 05 20, 2012

 

Da hängt es nun festgezurrt an der Feuertreppe des Stadthauses zu Offenbach, das Gedicht der Gedichte der deutschen Romantik, geschrieben vor langer Zeit von einem Baron, und gleicht ein wenig einem Verriss auf die Gegenwart, die mit ihren andauernd lauten modernen Blechflügeln am städtischen Himmel den Umut der Menschen, die darunter leben, hervorruft, die vom Rauschen der Wälder, von wogenden Ähren und stillen Küssen kaum noch etwas mitbekommen, da sie spät abends und früh morgens senkrecht in ihren Betten sitzen, weil fortwährend röhrende Düsenflugzeuge durch die stillen Lande fliegen. Und so wird denn der Traum vom Fliegen, der schon Leonardo da Vincis Geist einst beflügelte, durch den Irrglauben unbegrenzten Wachstums auf Kosten der Menschen stetig mehr zum Albtraum für die, die sich kein one-way-Ticket in die Karibik leisten können. Aber hat ein Traum erst einmal einen Riss, lässt er sich kaum noch kitten. Da verhält es sich wie mit der Liebe.

Einst schrieb der für seine Liebe zur Fliegerei berühmte und wohl romantischste Vicomte des 20. Jahrhunderts, Antoine de Saint-Exupéry: “Wie wenig Lärm machen die wirklichen Wunder!”

Adel bildet.

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